“Das Verlangen des Herzens ist zugleich die Wonne des Auges. An keiner Landschaft erfreut man sich so unermüdlich immer wieder wie an einem durch freudige Arbeit der Menschen bereicherten, von gleichmäßigen Feldern, hübschen Anlagen, üppig prangenden Obstgärten umgebenen, schmucken, bewohnten Heim, das von Stimmen lebender Wesen widerhallt. Ist alles schweigsam in der Luft, so ist sie nicht süß; nur wenn sie von dem leisen Geräusch zarter Töne erfüllt ist, - dem Zwitschern der Vögel, dem Gesumm und Gezirp der Insekten, den tiefklingenden Stimmen der Männer und dem hellen, übermütigen Jauchzen der Kinder, - nur dann ist sie lieblich.

Hat man die Lebenskunst erlernt, so wird man endlich erkannt haben, dass auch die lieblichen Dinge notwendig sind – die wilde Blume am Wegrain sowohl wie das gebaute Korn, und die wilden Vögel, die Tiere des Waldes sowohl wie die gepflegten Haustiere - ; denn „der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht“, (Matth. 4,4), den wunderbaren und unfasslichen Werken Gottes. Glücklich, dass er sie nicht fassen kann und auch seine Väter sie nicht fassen konnten und dass doch das Staunen über sein Dasein alles um ihn herum bis in die Unendlichkeit hinein erfüllt !“

UNTO THIS LAST - Essay IV: Ad Valorem

San Michele / San Frediano,
Lucca, Toscana, Italy
(John Ruskin)