“Unbedingte Gerechtigkeit ist tatsächlich ebenso unerreichbar wie unbedingte Wahrheit; aber der rechtlich denkende Mensch unterscheidet sich vom unrechtlich denkenden durch seine Hoffnung auf Gerechtigkeit, sein Verlangen danach; ebenso wie der aufrichtig denkende vom falschen dadurch, dass seine Hoffnung und sein Verlangen sich auf die Wahrheit richtet. Und obwohl unbedingte Gerechtigkeit nicht erreicht werden kann, so können sich doch alle diejenigen, die danach streben, soviel Gerechtigkeit aneignen, wie zum täglichen Gebrauch notwendig ist.“

„[…] In der Geschichte ist nichts so demütigend für den menschlichen Verstand gewesen, wie unsere Anerkennung der allgemeinen Dogmen der politischen Ökonomie als einer Wissenschaft. […] Ich kenne kein Beispiel in der Geschichte, das so wie dieses den systematischen Ungehorsam einer Nation gegen die obersten Grundsätze der von ihr anerkannten Religion enthält. Die Schriften, die wir (buchstäblich) für göttlich halten, beschuldigen nicht nur die Liebe zum Mammon als die Wurzel alles Übels (1. Timoth. 6,10) und als Abgötterei, die von der Gottheit verworfen ist, sondern sie erklären auch den Mammonsdienst als den unvereinbaren Gegensatz zum Gottesdienst (Matth. 6,24). Entweder er wird einen hassen und den andern lieben; oder er wird einem anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Und wo die Schrift von absolutem Reichtum oder absoluter Armut spricht, verheißt sie dem Reichen immer Wehe und dem Armen Segen. Wir aber suchen trotzdem nach einer Wissenschaft des Reichwerdens als dem kürzesten Wege zu nationalem Wohlstand.“

UNTO THIS LAST - Essay III: Qui Judicatis Terram

John Ruskin and Sir John Everett Millais (1853):
Edinburgh Lecture diagram:
Decorated cusped gothic window

John Ruskin (1858):
Design for a Window, Oxford Museum