“Was unter der Benennung Reichtum eigentlich erstrebt wird, ist im wesentlichen Macht über die Menschen. Im einfachsten Sinne nämlich die Macht, die Arbeit des Dienstboten, Gewerbetreibenden oder Künstlers zu eigenem Vorteil zu verwerten, und in weiterem Sinne die Machtbefugnis, große Volksmassen zu bestimmten Zwecken, guten, schädlichen oder gleichgültigen zu verwenden, je nach dem Willen des Reichen. Diese Macht des Reichtums ist natürlich größer oder geringer je nach der Armut derer, über die sie ausgeübt wird, und steht im umgekehrten Verhältnis zu der Zahl der Personen, die ebenso reich wie wir selbst und bereit sind, denselben Preis für einen nur im beschränkten Maße vorhandenen Artikel zu zahlen. Ein armer Musiker wird, so lange nur einer da ist, der ihn bezahlen kann, für geringen Preis singen; sind aber deren mehrere vorhanden, so wird er nur dem vorsingen, der das meiste Geld dafür bietet.

So hängt die Macht des Gönners, die dieser in seinem Reichtum besitzt (und die selbst bei größter Herrschaft immer noch unvollkommen und zweifelhaft ist …) in erster Linie von der Armut des Künstlers ab, und ferner von der Anzahl ebensoreicher Personen, die auch Plätze für das Konzert beanspruchen. Also bedeutet … die Kunst, reicher zu werden, im gewöhnlichen Sinne nicht unbedingt immer die Kunst der eigenen Geldanhäufung, sondern es muss auch die Kunst darunter verstanden werden zu bewerkstelligen, dass unsere Mitmenschen weniger haben als wir. Genau ausgedrückt ist es: „die Kunst, das höchste Maß von Ungleichheit, zu unsern Gunsten, zu schaffen.“

UNTO THIS LAST - Essay II: The Veins Of Wealth