“Eine Anhäufung großen Besitzes hätte wenig Nutzen für den Eigentümer, wenn damit nicht zugleich finanzielle Macht verbunden wäre. Angenommen zum Beispiel irgendjemand käme in den Besitz eines großen, fruchtbaren Landgutes, das wahre Goldgruben in sich birgt, auf dessen Wiesen unzählige Viehherden weiden und zu dem Häuser, Gärten und Speicher voller Vorräte gehören. Weiter angenommen, der Betreffende könnte zu dem allen aber keine Knechte bekommen? Was dann?

Um Knechte bekommen zu können, muss es in seiner Nachbarschaft unbedingt Arme geben, die sein Geld nötig haben oder seines Getreides bedürfen. Wollte man annehmen, dass keiner des andern bedürfe, dass keine Arbeitskräfte zu haben wären, so müsste er sein Brot selber backen, seine Kleider selbst anfertigen, seinen Acker selber pflügen und seine Schafe selber hüten. Sein Gold würde ihm nicht mehr nützen als ein gelber Kieselstein auf seinem Hofe. Seine Vorräte müssten verderben, da er sie nicht verbrauchen könnte. Er kann ja nicht mehr essen und verbrauchen als ein anderer Mensch essen und verbrauchen kann. Er muss ein äußerst arbeitsames Leben führen, um sich nur die einfachsten Bequemlichkeiten zu verschaffen, und wird schließlich doch nicht imstande sein, sein Haus in Ordnung, seine Felder im ertragfähigen Zustande zu erhalten. Er muss sich mit dem kleinen Teil eines armen Mannes an Haus und Garten begnügen, inmitten einer Wüste oder von Viehherden zerstampfter Landstrecken, bestreut mit den Trümmern der Paläste, die er wohl kaum noch in Selbstverspottung sein Eigentum nennen möchte.“

UNTO THIS LAST - Essay II: The Veins Of Wealth

George Richmond (1857): John Ruskin