Armageddon (November 1939)

Wir gelangen in eine sich immer mehr verdunkelnde Welt, die von Alpträumen beherrscht wird. Wir werden Zeuge, wie eine zivilisierte Welt bis zur Unkenntlichkeit geschunden wird. Ein solch abstoßendes Zerrbild und eine solch weltweite Brutalisierung der Zivilisation wäre vor kurzem noch undenkbar gewesen. In den zivilisierten Ländern vollzieht sich eine heimlich schleichende Wandlung der Werte: Dies ist hauptsächlich und nur mit geübtem Blick erkennbar bei der Produktion von Gütern. In großen Lagerhallen, vollgestopft mit Maschinen, werden die Waren gleichsam ausgebrütet, thront eine immer geiler sich gebärdende Gier. Schamlos wie die Aasgeier lauern die Staaten auf Beute. Blutdürstige Gier verbirgt sich auch in den Kirchen und Schulen. Aus den Köpfen einer mehr und mehr spezialisierten geistigen Elite fließen ungereinigt und unreflektiert Ströme von religiöser Predigt und fortschrittlicher Wissenschaft. Was einst die feste Grundlage der Kultur eines Landes war, wird jetzt untergraben; in den dunklen Kellergewölben der großen Reiche lebt die leidenschaftliche Gewinnsucht; die Säulen früherer Triumphe verrotten und drohen bei ihrem Einsturz die Strukturen ihrer einstmaligen Menschlichkeit mitzureißen. Wo bleibt der Widerstand? Ich wünschte, ich wüsste es. Raffgierige Staaten, die sich einst in Ruhe fett fressen konnten an der Schwäche zweier Kontinente – Asien und Afrika – gleiten nun dem Abgrund entgegen. Die Ausbeuter konnten nicht ahnen, dass eines Tages ihre verarmten Verwandten sich erheben und ihre Beute bedrohen würden. Der Teufelskreis des Tötens dreht sich weiter, Waffen bringen neue Waffen hervor in nicht-endender gnadenloser Logik. Wo lässt sich das aufhalten? Gegenseitiges Abschlachten geht weiter an Orten, wo verdorbene Essensreste vor sich hinrotten; die Prasser von gestern sprechen heute in der Stunde der Katastrophe von Frieden, aber sind selbst dann nicht bereit, im eigenen Hause für Sauberkeit zu sorgen.