Unser Militär! [3]

Und heute?
                    Ach heute! Die Herren oben
tun ihren Pater Noske loben
und brauchen als Stütze für ihr Prinzip
den alten trostlosen Leutnantstyp.
Das verhaftet, regiert und vertobackt Leute,
damals wie heute, damals wie heute -.
Und fällt Einer wirklich mal herein,
setzt sich ein Andrer für ihn ein.
Liebknecht ist tot. Vogel heidi.
Solche Mörder straft Deutschland nie.
Na und -?

                    Der Haß, der da unten sich sammelt,
hat euch den Weg zwar noch nicht verrammelt.
Aber das kann noch einmal kommen ...!
Nicht alle Feuer, die tiefrot glommen
unter der Asche, gehen aus.
Achtung! Es ist Zündstoff im Haus!
Wir wollen nicht diese Nationalisten,
diese Ordnungsbolschewisten,
all das Gesindel, das uns geknutet,
unter dem Rosa Luxemburg verblutet.
Nennt Ihr es auch Freiwilligenverbände:
es sind die alten, schmutzigen Hände.
Wir kennen die Firma, wir kennen den Geist,
wir wissen, was ein Corpsbefehl heißt ...
Fort damit -!

                    Reißt ihre Achselstücke
in Fetzen - die Kultur kriegt keine Lücke,
wenn einmal im Lande Der verschwindet,
dessen Druck kein Freier verwindet.
         Es gibt zwei Deutschland – eins ist frei,
         das andre knechtisch, wer es auch sei.
         So laß endlich schweigen, o Republik,
                  Militärmusik! Militärmusik!

Kaspar Hauser
Die Weltbühne, 29.Mai 1919

 

Anonym,
Die Weltbühne, 6. November 1919