Nationalismus (1917)

Die Nation ist lange auf Kosten der verstümmelten Menschlichkeit gediehen. Die Menschen, die vollkommensten Geschöpfe Gottes, gingen aus dieser nationalen Fabrik zu großen Scharen als Krieg und Geld machende Drahtpuppen hervor, lächerlich stolz und eitel auf die erbärmliche Vollkommenheit ihres Mechanismus. Die menschliche Gesellschaft wurde immer mehr zu einem Marionettentheater von Politikern, Soldaten, Fabrikanten und Bürokraten, die durch großartig funktionierende Drahteinrichtungen hin und her bewegt werden. Aber die ganze Brut der Selbstsucht, Hass und Gier, Furcht und Heuchelei, Argwohn und Tyrannei sind auf die Dauer nicht lebensfähig. Diese Ungeheuer wachsen zu einer Riesengröße an, aber das Ebenmaß fehlt ihnen. Und der Leib dieser Nation, der nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Stahl und Dampf und Amtsgebäuden besteht, kann zu einer immer fantastischeren Ungeheuerlichkeit anschwellen, bis endlich die Missgestalt ihren ganzen Umfang nicht mehr zusammenhalten kann. Sie wird anfangen zu krachen und zu bersten, keuchend giftige Dämpfe und Feuer ausspeien, und wir hören im Donner der Kanonen ihr Todesröcheln. In diesem Kriege hat der Todeskampf der Nationen angefangen. Ihr ganzer Mechanismus ist plötzlich toll geworden und hat einen Furientanz begonnen, in dem er seine eigenen Glieder zerschmettert und in den Staub wirft. Es ist der fünfte Akt der Tragödie des falschen Scheins …