Lebenschronik

1861: Rabindranath Tagore wird als vierzehntes Kind seiner Eltern Maharshi Debendranath Tagore und Sarada Devi am 7. Mai in Jorasanko, Kalkutta geboren.

1863: Die Familie Tagore erwirbt von den Zamindars von Raipur, Birbhum, in Westbengalen sieben Morgen Land, die später als Santiniketan berühmt wurden.

1873: Er fährt mit seinem Vater in die Berge der westlichen Himalayaregion. Auf seiner Reise nach Dalhousie besucht Rabindranath mit Maharshi zum ersten Mal Santiniketan, wo er sein erstes Bühnenstück Prithvirajer Parajay (Die Niederlage von Prithviraj) verfasst, von dem leider kein Exemplar mehr vorhanden ist.

1874: In der Tattwabodhini Patrika wird zum ersten Mal ein Gedicht von ihm veröffentlicht mit dem Titel Abhilasha. 1875: Seine Mutter stirbt. Auf der Hindu Mela trägt er ein eigenes patriotisches Gedicht „Hindumelar Upohar“ (Die Gabe der Hindumela( vor,, was als sein erster öffentlicher Auftritt gilt.

1878: Besucht seinen älteren Bruder Satyendranath Tagore in Ahmedabad, bevor er seine Reise nach London für ein Jurastudium am University College of London antritt.

1879: Erster Besuch in London.

1880: Abbruch seines Studiums und Rückkehr nach Indien. Veröffentlichung seines ersten Buches Sandhya Sangit (Abendlieder). 1881: Er schreibt sein erstes Musiktheaterstück Valmiki Pratibha.

1883: Heiratet Mrinalini Devi.

1884: Seine Schwägerin, Kadambari Devi, begeht Selbstmord.

1886: Sein erstes Kind, Madhurilata, wird geboren.

1888: Geburt seines ersten Sohnes, Rathindranath.

1890: Ihm wird die Aufgabe übertragen, ds Tagore-Anwesen in Silaidah (heute in Bangladesh) zu verwalten.

1891: Geburt seiner zweiten Tochter ,Renuka.

1892: Spricht sich dafür aus, den Unterricht in der Muttersprache anstelle Englisch zu halten. Übt in seinem Essay Sikhshar Herfer (Die Tücken der Bildung) Kritik am weit verbreiteten britischen Schulsystem in Indien.

1894: Seine jüngste Tochter Mira wird geboren. Er wird zum Vizepräsidenten der Academy of Bengali Letters gewählt und wird Herausgeber von Sadhana, dem neuen Familienjournal der Tagore-Familie.

1895: Eröffnung eines Swadeshi-Ladens in Kalkutta, der die bengalische Jugend zum Kauf bodenständiger Produkte bewegen soll, sowie einer Jute-Fabrik in Kushtia, dem Verwaltungssitz des Distriktes, in dem sich das Familienanwesen befindet.

1896: Geburt seines jüngsten Sohnes, Samindranath.

1898: Verabschiedung des „Sedition Bill“; Bal Gangadhar Tilak wird festgenommen; Tagore liest dessen Referat Kantharodh (Der Erdrosselte) auf einer Versammlung in Kalkutta vor.

1899: Zieht mit Frau und Kindern nach Santiniketan.

1901: Belebt Bankim Chandra Chattopadhyays Monatszeitschrift Bangadarshan wieder. Gründet mit Zustimmung seines Vaters in Santiniketan eine Schule nach dem Vorbild der Einsiedeleien des alten Indiens, die er auf Brahmacharyashrama tauft. Es entstehen die Gedichte seines Lyrikbandes Naivedya.

1902: Mrinalini Devi, seine Frau, stirbt.

1903: Seine zweite Tochter Renuka stirbt.

1903-1904: Er beginnt sich ernsthaft mit den politischen Problemen des Landes zu beschäftigen und schreibt sein bahnbrechendes Essay Swadeshi Samaj (Unser Staat und die Gesellschaft, 1904).

1905: Debendranath Tagore, sein Vater, stirbt im Alter von 88 Jahren. Beginn der Swadeshi Andolan (Unabhängigkeitsbewegung), der Protestbewegung gegen Lord Curzons Vorschlag, Bengalen zu teilen. Tagore spcith sich für zivilen Ungehorsam als Protestmethode im Kampf gegen den British Raj aus.

1907: Sein jüngster Sohn Samindranath stirbt. Tagore, der enttäuscht ist über die Ausnutzung des Hindu-Muslim-Konflikts als politisches Werkzeug, zieht sich von der Swadeshi Aandolan zurück.

1908: Führt den Vorsitz über die Sitzung des Bengal Provincial Congress in Pabna, Ostbengalen, wo er mit der Tradition bricht und seine Rede in Bengali anstelle Englisch hält.

1910: Sein Werk Gitanjali erscheint in Bengali.

1912: Lernt den englischen Maler William Rothenstein in England kennen. Rothenstein spielte eine entscheidende Rolle bei der Veröffentlichung der englischen Ausgabe des Gitanjali, mit einem Vorwort von W.B. Yeats durch die India Society von London. Reist erstmal in die USA.

1913: Gitanjali, Crescent Moon, The Gardener und Chitra werden von Macmillan, London, veröffentlicht. Tagore empfängt als erster Asiate den Literaturnobelpreis.

1915: Wird in den Adelsstand erhoben. Trifft Gandhi zum ersten Mal in Santiniketan. Zieht in das Dorf Surul, nahe Santiniketan, wo er seinen Roman Ghare Baire (Home and the World) schreibt.

1916: Reist über China und Japan in die USA, wo er Vorträge über Nationalismus hält.

1918: Grundsteinlegung für die Visva-Bharati, seine internationale Universität.

1919: Gibt seinen Adelstitel auf, als Protest gegen das Massaker von Jallianwalla Bagh, wo der englische Brigadegeneral Reginald Dyer auf eine friedliche ansammlung unbewaffneter Menschen das Feuer eröffnen ließ und wo knapp 1000 Menschen getötet und 1500 schwer verletzt wurden.

1920: Reist nach England, um Gelder für seine Visva-Bharati zu sammeln. Diese Reise führte ihn auch nach Frankreich, Holland und Amerika.

1921: Besucht England, Frankreich, die Schweiz, Deutschland, Schweden, Österreich und die Tschechoslowakei.

1922: Am 6. Februar wird in Anwesenheit von Rathindranath Tagore, Leonard Elmhirst und William Pearson in Santiniketan das Institut für ländlichen Wiederaufbau gegründet.

1924: Reist nach China und Japan und tritt fast sofort nach seiner Rückkehr seine Reise nach Südamerika bzw. Peru an. Er erkrankt und ist gezwungen, in Buenos Aires zu bleiben, wo ihn Victoria Ocampo aufnimmt und wo er seine Kritzeleien, mit denen er seine Arbeiten korrigierte, in Karikaturen verwandelte, die ihn letztlich zur Malerei führen.

1924-1925: Beginn einer politischen Debatte mit Gandhi über die Charkha-Kampagne, wobei er aufs Heftigste von Persönlichkeiten wie Prafulla Chandra Ray und anderen dafür kritisiert wurde, sich nicht an dieser Bewegung zu beteiligen. Er rechtfertigte seine Haltung mit dem Essay Swaraj Sadhan (Das Erlangen von Swaraj), in welchem er sich über die Nutzlosigkeit des Charkha (Spinnrads)als Symbol zum Erlangen der Freiheit bzw. Swaraj, äußert.

1925: Mahatma Gandhi besucht Santiniketan, wo Tagore dessen Bitte ablehnt, sich an seinem politischen Feldzug zu beteiligen.

1926: Reist als Mussolinis Gast nach Italien – eine Entscheidung, bei der er von anderen falsch beraten wurde. Mussolini sagte ihm: „Ich bin ein italienischer Verehrer, der jedes Ihrer Bücher in ihrer italienischen Übersetzung gelesen hat.“ Er reiste auch in die Schweiz (wo er Romain Rolland kennenlernt), Österreich, England, Norwegen, Schweden, Dänemark, Deutschland (wo er albert Einstein trifft), die Tschechoslowakei, nach Bulgarien, Griechenland und Ägypten.

1927: Inszeniert Natir Puja in Kalkutta, und spielt selbst die Rolle eines buddhistischen Mönches. Tritt seine Reise nach Südostasien an, die ihn nach Burma (Birma), Singapur, Java, Bali, Malaya und Siam führt.

1928: Beginnt, sich der Malerei zu widmen.

1930: Unternimmt seine elfte Auslandsreise, auf der er die Hibbert Lectures in Oxford hält (in Buchform mit dem Titel Religion of Man veröffentlicht). Seine Gemälde sind auf Solo-Ausstellungen in Frankreich, England, Deutschland, der Schweiz und den USA zu sehen.

1931: Veröffentlichung seiner Letters from Russia.

1932: Organisiert einen Massenprotest gegen die Schießerei im Hijli Internierungslager, die er als bewussten Mordanschlag im Schutz der Dunkelheit auf hilflose Gefangene verurteilt, die unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert waren und in einem ständigen Zustand der Angst und Bedrängnis lebten. Tagore begibt sich auf seine letzte Auslandsreise, die ihn nach Persien und in den Irak führt.

1937: Die Hall of Chinese Studies, auch Cheena Bhavana genannt, wird in Santiniketan eingeweiht. Tagore erkrankt schwer.

1938: Ausstellung seiner Gemälde in London.

1940: Die Oxford University verleiht Tagore im Rahmen einer festlichen Veranstaltung in Santiniketan die Ehrendoktorwürde. Tagore schreibt einen Brief an Mahatma Gandhi, in dem er ihn bittet, sich nach seinem Tod um die Visva Bharati zu kümmern.

1941: Anlässlich seines 80. Geburtstags wird in Santiniketan sein letzter Vortrag Crisis in Civilisation verlesen, den er verfasste, als in Europa der Zweite Weltkrieg tobte. Am 25. Juli bringt man den schwerkranken Tagore nach Kalkutta, wo er am 7. August im Alter von 80 Jahren seinen letzten Atemzug tut.

(Quelle: „Tagore – eine Lebensskizze“ (Purba Banerjee), PERSPEKTIVEN INDIEN, JAHRGANG 24, HEFT NR. 2/2010, S.128-132)