Der Optimist: Nein, dank den Errungenschaften der modernen Hygiene ist es gelungen, so viele im Krieg Erkrankte oder Beschädigte zu heilen –

Der Nörgler: – um sie zur Nachkur an die Front zu schicken. Aber diese Kranken werden ja nicht durch den Krieg gesund, sondern trotz dem Krieg und zu dem Zweck, um wieder dem Krieg ausgesetzt zu werden.

Der Optimist: Ja, es ist nun einmal Krieg. Vor allem aber ist es unserer fortgeschrittenen Medizin gelungen, die Verbreitung von Flecktyphus, Cholera und Pest zu verhindern.

Der Nörgler: Was wiederum nicht so sehr ein Verdienst des Krieges ist als einer Macht, die sich ihm in den Weg stellt. Aber sie hätte es noch leichter, wenn's keinen Krieg gäbe. Oder soll es für den Krieg sprechen, daß er die Gelegenheit geboten hat, ein wenig seinen Begleiterscheinungen beizukommen? Wer für den Krieg ist, hätte diese mit größerem Respekt zu behandeln. Schmach einem wissenschaftlichen Ingenium, das sich auf Prothesen etwas zugute tut anstatt die Macht zu haben, Knochenzersplitterungen vorweg und grundsätzlich zu verhüten. In ihrem moralischen Stand ist die Wissenschaft, die heute Wunden verbindet, keine bessere als jene, die die Granaten erfunden hat. Der Krieg ist eine sittliche Macht neben ihr, die sich nicht nur damit begnügt, seine Schäden zusammenzuflicken, sondern es zu dem Zweck tut, das Opfer wieder kriegstauglich zu machen. Ja, so antiquierte Gottesgeißeln wie Cholera und Pest, Schrecknisse aus Kriegen von annodazumal, lassen sich von ihr imponieren und werden fahnenflüchtig. Aber Syphilis und Tuberkulose sind treue Bundesgenossen dieses Kriegs, mit denen es einer lügenverseuchten Humanität nicht gelingen wird einen Separatfrieden abzuschließen. Sie halten Schritt mit der allgemeinen Wehrpflicht und mit einer Technik, die in Tanks und Gaswolken daherkommt. Wir werden schon sehen, daß jede Epoche die Epidemie hat, die sie verdient. Der Zeit ihre Pest!

 

"Tödlich verwundet durch eine Handgranate." - 1916