Zur Einführung

Karl Kraus (geb. 28. April 1874 in Jičín, Böhmen, gest. 12. Juni 1936 in Wien) war ein durch seine Polemiken und Satiren polarisierender Publizist, Autor, Sprach- und Kulturkritiker und zeitlebens scharfzüngiger Gegner der Kriegspropaganda in den zeitgenössischen Medien.

Mit der von ihm im Zeitraum von über dreißig Jahren herausgegebenen und nach einigen Jahren selbst verfassten Zeitschrift „Die Fackel“ hinterließ Karl Kraus ein monumentales Werk, welches im Zusammenspiel mit dem Drama „Die letzten Tage der Menschheit“ den Kern seines Wirkens und der vorliegenden Ausstellung bildet.

Karl Kraus ließ sein Hauptwerk „Die letzten Tage der Menschheit“, Untertitel: „Eine Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog“, in den Jahren von 1915 bis 1922 entstehen und reagierte damit auf den Ersten Weltkrieg wie ein Seismograph. Das weitestgehend auf zitierten Situationen des Kriegsalltags basierende Stück entlarvt populäre Kriegsparolen und -phrasen, benennt „Kriegsgewinnler“ und stellt die verbrecherische Absurdität des Krieges dar.

Die Ausstellung wird eingeleitet von einer Rezension, die Kurt Tucholsky über Kraus‘ Essaybände „Weltgericht“ (1919) verfasst hatte. Karl Kraus versammelte darin, wie Tucholsky schrieb, einen „Teil des Rohmaterials, aus dem die ungeheure Tragödie der ›Letzten Tage der Menschheit‹ gebaut worden“ ist.

Im ersten Teil der Ausstellung befinden sich Gedichte gegen den Krieg, die Karl Kraus zum Ersten Weltkrieg verfasst hat, und im zweiten Teil Dialoge von "Optimist" und "Nörgler" aus dem Drama "Die Letzten Tage der Menschheit". Diese Dialoge beschreiben den Kriegsbefürworter ("Optimist") und den Polemiker gegen den Krieg ("Nörgler").

Im dritten Teil befinden sich vier Texte, die Karl Kraus für einen Tonfilm besprochen hat. Dieses kurze Filmdokument ist auf Wunsch für den Besucher zu sehen. Zudem befinden sich in diesem Teil zwei kurze Texte zum Abschluss: die letzten Zeilen des Gedichts "Apokalypse" und "Weg damit!".

Das ausgewählte Bildmaterial zeigt vor allem unzensierte Kriegsfotos, auf denen das Grauen des Ersten Weltkrieges sichtbar wird; außerdem einige der verantwortlichen Kriegsverbrecher.

Der einzige erhaltene Originaltonfilm von Karl Kraus stammt aus dem Februar 1934. Er wurde in Prag von Albrecht Viktor Blum anlässlich Kraus' 60. Geburtstages angefertigt. In dieser Ausstellung wird er das erste Mal in digitaler Version gezeigt, und er dokumentiert Karl Kraus' Lesung von vier Texten aus eigenen Schriften ("Zum ewigen Frieden", "Die Raben", "Reklamefahrten zur Hölle", "Weg damit!").

Die biografische Chronologie des Lebens von Karl Kraus und sein Werkverzeichnis sowie die Nachweise für Bild- und Textquellen runden die Ausstellung ab, die ein apokalyptisches Tableau des Ersten Weltkriegs präsentiert und die bedeutenden Anti-Kriegs-Texte von Karl Kraus wieder vor Augen und zu Gehör bringt.


Eingang zur Ausstellung

 

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