Wolfgang Borchert (1921-1947) - Biographie

1921: Am 20. Mai wird Wolfgang Borchert in Hamburg-Eppendorf (Tarpenbekstraße 82) geboren: Er ist das einzige Kind des Volksschullehrers Fritz Borchert und seiner Frau Hertha Borchert, geborene Salchow, einer niederdeutschen Schriftstellerin.

1928: Einschulung an der Volksschule in Hamburg-Eppendorf.

1932: Übergang in die Oberrealschule Eppendorf.

1937: Konfirmation in der St. Johanniskirche in Hamburg-Eppendorf (7. März). Der sechzehnjährige Wolfgang Borchert erlebt Gustaf Gründgens als Hamlet in Hamburg auf der Bühne und entschließt sich, Schauspieler zu werden (Dezember).

1938: Schulabgang nach Obersekunda - erste Gedichte erscheinen im „Hamburger Anzeiger“ - erstes Drama: „Yorick, der Narr“.

1939: Eintritt als Lehrling in die Buchhandlung Carl Boysen (1. April) - gleichzeitig privater Schauspielunterricht bei Helmuth Gmelin - zusammen mit dem ehemaligen Schulfreund Günter Mackenthun schreibt er sein zweites Drama: „Käse. Die Komödie des Menschen“.

1940: Austritt aus der Kirche (18. Januar) - wegen unerwünschter Gedichte von der ‚Gestapo‘ verhaftet und verhört (April) - drittes Theaterstück: „Granvella. Der schwarze Kardinal“ - Ende der Buchhändlerlehre ohne Abschluss (31. Dezember).

1941: Erfolgreiche Schauspielerprüfung vor der ‚Reichstheaterkammer‘ (21. März) - Schauspieler an der Landesbühne Osthannover in Lüneburg (3. April bis Anfang Juni) - Ausbildung zum Panzergrenadier (Dienststellung: Funker) bei der 3. Panzer-Nachrichten-Ersatz-Abteilung 81 in Weimar-Lützendorf (ab 6. Juni) - sein erstes Prosastück „Die Blume“ entsteht (Juli/August) - Aufenthalt in Pytalovo, Witebsk (10. September) - Fronteinsatz bei Witebsk, Smolensk und Wjasma (ab November).

1942: Nach ersten Anfällen von Gelbsucht und einer Schussverletzung an der linken Hand (23. Februar) Amputation des linken Mittelfingers - Verlegung ins Heimatlazarett Schwabach (3. März) - Verhaftung wegen des Verdachts der ‚Selbstverstümmelung‘ und Untersuchungshaft in Nürnberg (25. Juni) - Freispruch vor dem Militärgericht (31. Juli), aber in einem zweiten Verfahren wegen „heimtückischer Angriffe auf Staat und Partei“ zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt: diese Strafe wird auf seinen Wunsch in sechs Wochen verschärfter Haft mit anschließender „Frontbewährung“ umgewandelt - Entlassung aus der Haft in die Kaserne Saalfeld, dann in die Garnison Jena (8. Oktober) - erneuter Einsatz als Melder ohne Waffe an der Ostfront bei Toropez: mit Fußerfrierungen im Lazarett, neuen Anfällen von Gelbsucht, dazu Fleckfieber (Dezember).

1943: Aufenthalt im Seuchenlazarett Smolensk (28. Januar bis 16. Februar) - Transport über Minsk und Radom (16. Februar) - Verlegung ins Heimatlazarett Elend/Harz (Ankunft: 3. März) mit Erfrierungen ersten und zweiten Grades beider Füße - Verlegung in die 7. Genesungskompanie des Panzergrenadier-Ersatzbataillons 59 (Juni) - Heimaturlaub in Hamburg (9. Juni bis 10. Juli) - schwerste Bombenangriffe auf Hamburg („Operation Gomorrha“): Die Stadt ist verwüstet, aber in dem Feuersturm bleibt die elterliche Wohnung unversehrt (25. Juli bis 3. August) - während eines Heimaturlaubs in Hamburg Auftritt als Kabarettist im „Bronzekeller“ (August) - Borchert wird „wehrdienstuntauglich“ geschrieben und beantragt die Versetzung zu einer Schauspieltruppe der Wehrmacht. Er kommt in eine Durchgangskompanie in Kassel-Wilhelmshöhe. Hier parodiert er am Abend vor der Entlassung „Reichspropagandaminister“ Goebbels und wird denunziert. Er wird wieder verhaftet und in die Garnison Jena zurückgebracht (November).

1944: Überführung in das Wehrmachtsuntersuchungsgefängnis Berlin-Moabit (27. Januar) - nach knapp neun Monate Untersuchungshaft Verurteilung wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zu neun Monaten Gefängnis (21. August) unter Anrechnung von fünf Monaten Untersuchungshaft - „Strafaufschub zwecks Feindbewährung“ und Rückverlegung nach Jena (September), durch weitere Krankheit „dienstuntauglich“.

1945: Fronteinsatz im Raum Frankfurt am Main. Mit anderen lässt sich Borchert durch französische Truppen gefangen nehmen (März). Während des Transports in die Gefangenschaft: Flucht und ein 600 Kilometer langer Fußmarsch, hinter der alliierten Front (10. Mai: Ankunft in Hamburg) - Teilnahme am Kabarett- und Theaterleben: Mitbegründer des Theaters „Die Komödie“, Regieassistent bei der Inszenierung von Lessings „Nathan der Weise“ am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Die Arbeit muss er wegen häufiger Fieberanfälle abbrechen - September: Auftritt im unpolitischen Kabarett „Janmaaten im Hafen“ („Vereinigung Niederdeutsches Hamburg“) - ab Anfang November ist Wolfgang Borchert fast völlig bettlägerig und kommt im Dezember ins Hamburger Elisabeth-Krankenhaus, wo sein Gesundheitszustand medizinisch als hoffnungslos diagnostiziert wird.

1946: Aufenthalt im Hamburger Elisabeth-Krankenhaus (Januar bis April): während dieser Zeit Niederschrift der Erzählung „Die Hundeblume“ (24. Januar), veröffentlicht in der „Hamburger Freien Presse“ . Ab Ostern pflegen ihn die Eltern zu Hause, wo er in schneller Folge 20 weitere Prosaerzählungen schreibt sowie im Spätherbst innerhalb von acht Tagen „Ein Mann kommt nach Deutschland“. - Arbeit als Verlagslektor und Buchkritiker (ab September) - „Laterne, Nacht und Sterne“ (Gedichtsammlung) erscheint im Verlag Hamburgische Bücherei (Dezember).

1947: Bis zum September 1947 verfasst Wolfgang Borchert weitere 20 Prosaerzählungen - Aufenthalt im Heidbergkrankenhaus, Hamburg-Langenhorn (Ende Januar/Anfang Februar) - Der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) sendet das Stück „Ein Mann kommt nach Deutschland“ unter dem Titel „Draußen vor der Tür“ als Hörspiel (Ursendung / Erstausstrahlung: 13. Februar): Die mehrfach wiederholte Sendung führt zu einem ungewöhnlich starken Echo und zu einem heftigen Für und Wider unter den zahlreichen Hörern. Es folgen weitere Sendungen im In- und Ausland. - Vertrag mit dem Rowohlt-Verlag (1. Mai) - die Prosasammlung „Die Hundeblume“ erscheint (Juni) - Reise zur Genesung in die Schweiz (Mitte September, Ziel: Davos), nach dem Grenzübertritt in Basel sofortige Einweisung ins St. Clara-Spital - dort entsteht „Dann gibt es nur eins. Prolog zu einem Hörspiel Axel Eggebrechts von Wolfgang Borchert“ (Oktober oder November 1947). Am 20 November um 9 Uhr stirbt Wolfgang Borchert an den Folgen des Leberleidens. - Uraufführung von „Draußen vor der Tür“ in den Hamburger Kammerspielen (Leitung: Ida Ehre) (21. November) - Trauerfeier und Einäscherung auf dem Friedhof am Hörnli in Basel (24. November) - die Prosasammlung „An diesem Dienstag“ erscheint.

1948: Urnenbeisetzung auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg (17. Februar).