Glückwunschbotschaft zur Eröffnung der Erasmus-Ausstellung
im Anti-Kriegs-Museum in Berlin, 5. Februar 2017

Lieber Tommy, lieber Christian, liebe Freunde des Anti-Kriegs-Museums, liebe Erasmus-Freunde,

Es ist wunderbar, dass wir heute Zeugen sind der Eröffnung einer neuen Ausstellung, die zwei der größten Gegner des Krieges aus der modernen Geschichte zusammenbringt: Ernst Friedrich und Desiderius Erasmus.

Es ist schwierig, in der gesamten Literaturgeschichte ein Buch zu finden, das den Krieg in seiner völligen Brutalität und in seinem Schrecken so schockierend dargestellt hat wie Krieg dem Kriege! Das, was Friedrich veranschaulichte durch Fotos und bittere Bildunterschriften, hat Erasmus, 400 Jahre zuvor, nur mit Worten ausgedrückt, aber mit Worten, die nie übertroffen wurden. Die Anti-Kriegs-Schriften von Friedrich und Erasmus ergänzen sich treffend; kein Leser wird je vergessen, was er hier gelesen und gesehen hat.

Die gut ausgewählten Erasmus-Zitate in dieser Ausstellung werden illustriert durch aussagekräftige Bilder des Krieges, angefertigt von einem Zeitgenossen des Erasmus, der auch nicht vergessen werden soll – Hans Burgkmair – und dies sind willkommene Bonuszugaben. Die Illustrationen könnten jedoch ebenso gut Friedrichs Buch entnommen sein.

Wir gedenken in diesem Jahr des 50. Todestags von Ernst Friedrich (2. Mai 1967); Erasmus starb vor fast nicht ganz 500 Jahren (1536). Aber diese Zeitspanne hat keineswegs die Ausdruckskraft ihrer Anti-Kriegs-Schriften geschwächt oder die Notwendigkeit, ihre Botschaften zu Herzen zu nehmen : d.h., ihre Aufforderungen, Kriege zu vermeiden und den Frieden mit allen Mitteln zu erhalten und zu stärken.

Es freut mich sehr, dass diese Ausstellung gerade in diesem Jahr stattfindet, in dem wir der vor 500 Jahren zum ersten Mal veröffentlichten Querela Pacis / Klage des Friedens gedenken, verfasst vom großen Humanisten, der in Rotterdam geboren ist und der häufig als erster Europäer genannt wird.
Die vielen treffenden Zitate aus diesem Werk, sowie aus Dulce Bellum Inexpertis / Gegen Krieg (das zwei Jahre zuvor veröffentlicht worden war), zeigen die unübertreffliche Kunstfertigkeit deren Autors sowie die Tiefe seiner Leidenschaft gegen den Krieg. Es gibt kaum einen Zweifel daran, dass diese bewegenden Auszüge vielen Besuchern, die noch nicht mit den Anti-Kriegs-Schriften des Erasmus vertraut sind, ein Ansporn sein werden, seine Bücher zu lesen.

Ich möchte meinem guten Freund Christian Bartolf recht herzlich danksagen und gratulieren zu der Komposition dieser neuen Ausstellung. Vielleicht ist sie die einzige in der Welt, die die Tatsache festlich begeht, dass das erste Buch in der westlichen Zivilisation, das ganz dem Frieden gewidmet ist, vor genau 500 Jahre veröffentlicht worden ist.. Mein Dank geht auch an Dominique Miething und den weiteren Mitgliedern des Gandhi-Informations-Zentrums für ihre Unterstützung der schöpferischen Ausstellungen von Christian während der letzten zehn Jahre.

Ich danke auch Tommy Spree sowie den Freunden und Freiwilligen des Anti-Kriegs-Museums als Gastgeber der Ausstellung und, darüber hinaus, für ihre Unterstützung des Museums. Das Anti-Kriegs-Museum verkörpert den Protest des Erasmus gegen Krieg und Gewalt, und ist ein dringend benötigtes Domizil für Frieden und Liebhabern des Friedens. Erasmus war, vor allem, ein Erzieher und erzieherischer Erneuerer, der sich sehr wohl gefühlt hätte in diesem Museum. Ich hoffe, dass durch diese Ausstellung viele neue Besucher ins Museum kommen.


Mit Friedensgrüßen,

Peter van den Dungen