"Indien spricht alle Orte heilig, die die besondere Schönheit oder den Glanz der Natur zeigen, und zählt sie zu Zielen einer Pilgerfahrt. Der Himalaya Indiens ist heilig und das Vindhyagebirge. Heilig sind Indiens majestätische Flüsse, heilig sind der See Manasarovar und der Zusammenfluss von Ganges und Jamuna. Indien hat mit seiner Stimme und seiner Verehrung die große Natur durchdrungen, die Natur, von der ihre Kinder umgeben sind, deren Licht ihre Augen mit Freude erfüllt, und deren Wasser sie reinigt, und deren Nahrung ihnen Leben gibt, und aus deren majestätischem Geheimnis sich ständig die Erkenntnis des Unendlichen im Reich der Musik, der Düfte und der Farben erschließt und so die Seelen erweckt. Indien gewinnt die Welt durch Anbetung und Verehrung, durch die Gemeinschaft der Seelen.
Die Idee der Freiheit, nach der Indien strebte, beruhte auf der Verwirklichung der geistigen Einheit. Es ist Indiens Pflicht, dieser großen Idee die Treue zu halten und niemals zu erlauben, dass diese ausgelöscht wird durch den Sturm der Leidenschaft, der jetzt über unsere gegenwärtige Welt hinwegfegt. Daher müssen wir heute sehr sorgfältig nach den Grundideen suchen, mit deren Hilfe Indien in der Lage sein wird, sich selbst zu verwirklichen.
Diese Grundideen sind weder die Vorstellung von Indien als Handelsmacht und auch nicht als Nationalstaat. Der Weg zu ihnen führt nicht allein über Selbst-Bestimmung, sondern Selbst-Überwindung und Selbst-Hingabe. Die Stimme dieser Grundideen übertönte in Indiens alten Wäldern stets den Lärm der Rassenkonflikte; sie wurde verkündet in den ‚Upanishadas’ und erläutert in der ‚Gita’; Lord Buddha sagte sich von der Welt los, damit er diese Grundidee zu einem weltumspannenden Losungswort machen konnte; Kabir, Nanak und andere Geistesgrößen Indiens setzten die Verbreitung dieser Botschaft fort. Indiens großes Werk, das immer noch tief in seinem Herzen ruht, wartet jetzt drauf, in sich selbst Hindus, Moslems, Buddhisten und Christen zu vereinigen, nicht durch Gewalt, nicht durch die Gleichgültigkeit der Resignation, sondern durch die Harmonie einer aktiven Zusammenarbeit.
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